Mandelsteine

Mandelsteine (Tonsillensteine) verursachen in der Regel keine Probleme. Die kleinen, gelb-weißen Gebilde bestehen aus unterschiedlichen Substanzen und befinden sich in den Einbuchtungen der Mandeln. Bei einigen Menschen gelangen die Tonsillensteine an die Oberfläche der Gaumenmandeln, sodass sie als weiße Stippen sichtbar werden. Ebenso können Mandelsteine Mundgeruch verursachen.

Was sind Mandelsteine?

Um zu verstehen, was Tonsillensteine sind, muss man zunächst wissen, welche Aufgaben die Gaumenmandeln haben und wie diese aufgebaut sind.

Funktion und Aufbau der Mandeln
Mandeln (Tonsillen) sind Teil des Abwehrsystems. Insgesamt befinden sich vier Mandeln im Gaumen und Rachen:

Tonsilla pharyngealis wird die Rachenmandel genannt. Sie ist nur dann sichtbar, wenn eine Nasenspiegelung durchgeführt wird. Die Rachenmandel befindet sich am Gaumendach.
Tonsilla lingualis ist der Fachbegriff für die Zungenmandel, die am Zungengrund liegt und ebenfalls nicht ohne Hilfsmittel zu sehen ist.

Tonsilla palatina sind die beiden Gaumenmandeln, die sich in den Gaumenbögen befinden. Dort liegen sie in den Schleimhautfalten. Bei geöffnetem Mund sind die Gaumenmandeln sichtbar.

Dringen Bakterien oder Viren über die Nase oder den Mund in den Körper ein, werden sie von den Mandeln abgefangen. Die Tonsillen nehmen somit eine sehr wichtige Funktion ein, denn auch über die Nahrung gelangen teilweise Keime in den Körper.

Schaut man sich die Gaumenmandeln unter dem Mikroskop an, erkennt man tiefe Spalten, die als Krypten bezeichnet werden. In diesen Einbuchtungen setzen sich geringe Mengen an Speiseresten ab. Mit den Speiseresten gelangen auch Viren, Pilze oder Bakterien in die Mandelspalten. Dadurch lernen die Lymphozyten und Leukozyten (immunkompetente Zellen) die Keime kennen und es können sich entsprechende Abwehrstoffe bilden

Die Rezeptur dieser Abwehrstoffe wird dann an weitere Immunzellen des Körpers übermittelt. Sollten also noch einmal die nun bereits bekannten Keime in den Körper eindringen, ist das Immunsystem gewappnet und kann gegen sie vorgehen.

Bildung von Mandelsteinen

Die Krypten werden immer wieder entleert, sodass Platz für neue, noch unbekannte Keime vorhanden ist. Dadurch lernt das Abwehrsystem der Mandeln ständig neue Krankheitserreger kennen und kann entsprechende Abwehrstoffe entwickeln.

Diese Ausscheidungen beim Entleeren der Spalten bestehen nicht nur aus Speiseresten und Keimen, sondern ebenso aus weißen Blutkörperchen und Schleimhautzellen. Die Entleerung und Füllung der Krypten geschieht beim Kauen, wenn sich die Muskulatur des Gaumens anspannt.

In der Regel wird von diesen Vorgängen nichts bemerkt. Die Ausscheidungen haben eine krümelige Konsistenz und werden unbemerkt runtergeschluckt. Manchmal werden diese gelblich-weißen Krümel jedoch sichtbar und sind als helle Stippen auf den Gaumenmandeln zu sehen. Diese Krümel werden als Tonsillensteine, Mandelsteine oder Detritus bezeichnet und sind eher harmloser Natur. Die meistens sehr kleinen Mandelsteine können an die Oberfläche gelangen, werden jedoch normalerweise geschluckt oder durch Niesen oder Husten aus dem Körper befördert.

Da im Speichel sowie in der Nahrung verschiedene Kalksalze enthalten sind, kann es vorkommen, dass die Konsistenz der Mandelsteine härter wird und zu Mundgeruch führt. Bei großen Tonsillensteinen kann sich ein Fremdkörpergefühl einstellen. Beim Schlucken haben Betroffene das Gefühl, ein Fremdkörper befände sich im Gaumen. In eher seltenen Fällen kann es zu Schmerzen oder Schwellungen der Mandeln kommen.

Ursachen

Wie Mandelsteine entstehen, haben wir oben erklärt. Tonsillensteine hat also jeder Mensch.

Bisher konnte jedoch noch nicht festgestellt werden, warum die Mandelsteine bei manchen Menschen größer sind oder in größerer Menge auftreten. Ebenso ist nicht bekannt, weshalb Mandelsteine bei einigen Menschen Beschwerden verursachen und bei anderen nie Probleme verursacht werden.

Vermutlich hängt dies mit der Mandelgröße zusammen: Die Krypten sind bei großen Mandeln tiefer, sodass sich Mandelsteine eventuell leichter oder in größerer Menge bilden können. Es könnte aber auch sein, dass die Krypten nicht richtig entleert werden.

Bei Personen, die jährlich öfter an einer Mandelentzündung leiden, konnte festgestellt werden, dass Tonsillensteine gehäuft auftreten. Daraus kann jedoch nicht geschlussfolgert werden, dass Mandelsteine zu Mandelentzündungen führen.

Symptome

Meistens treten keine Beschwerden durch die Mandelsteine auf. In manchen Fällen sind weiße Stippen oder ein weißer Belag auf den Mandeln zu sehen. Dabei handelt es sich – wie oben beschrieben – um die Ausscheidungen aus den Krypten, die an die Oberfläche gelangen können. Die Betroffenen sind oftmals der Annahme, es liege eine Entzündung vor, wenn sie diese weißen Ablagerungen erkennen. Eine Mandelentzündung ruft jedoch weitere Symptome vor und wäre unter anderem von Fieber, Halsschmerzen und einem geröteten Rachen begleitet.

Mandelsteine können zu Mundgeruch führen. Dies hängt mit der Zusammensetzung der Tonillensteine zusammen. Mundgeruch oder ein unangenehmer Geschmack tritt meistens dann auf, wenn sich größere Mandelsteine gebildet haben.

Große Tonillensteine können ein Fremdkörpergefühl auslösen, das vor allem beim Schlucken spürbar wird. Ebenso können Schmerzen oder Schwellungen auftreten. Diese Symptome sind jedoch selten.

Behandlung

Da Mandelsteine natürlich sind, gibt es keine Arzneimittel für die Behandlung. Mundgeruch lässt sich in der Regel mit einem Mundwasser beseitigen. Das ist eine Symptombehandlung. Die Ursache, nämlich die Bildung von Tonsillen, könnte nur mit der Entfernung der Mandeln behandelt werden. Da die Mandeln jedoch eine sehr nützliche Funktion erfüllen, wird heute nicht mehr so schnell zum Skalpell gegriffen.

Die Mandelsteine können vom HNO-Arzt beseitigt werden. Dazu nutzt er Pipetten, Küvetten oder andere Werkzeuge, um die Tonsillensteine abzusaugen oder auszudrücken. Ebenso können Schröpfgläser angewendet werden, sodass die Steine mittels Unterdruck herausgesaugt werden können.

Mandelsteine selbst entfernen

Meistens können die Mandelsteine selbst entfernt werden. Dazu sollten allerdings keine spitzen Gegenstände verwendet werden. Es stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, um Tonsillensteine zu beseitigen:

Es kann eine Munddusche mit Druckregulierung zu Hilfe genommen werden, mit der man die Mandeln reinigt. Häufig lösen sich dabei die Mandelsteine aus den Krypten.

Um die Tonsillensteine auszudrücken, kann man mit der Zunge oder mit Wattestäbchen oder einer Zahnbürste vorsichtig gegen die Mandel drücken. Das löst jedoch bei vielen Menschen einen Würgereiz aus.

Oft lassen sich die Mandelsteine herausmassieren. Dazu streckt man den Kopf weit nach hinten und öffnet und schließt wiederholt den Mund. Dadurch spannt sich die Muskulatur des Gaumens an und häufig lösen sich dabei die Steine aus den Krypten.

Präventive Maßnahmen

Werden die Mandelsteine entfernt bedeutet dies nicht, dass sich keine neuen Steine bilden werden. Die Bildung der Tonsillensteine ist ein natürlicher und harmloser Verlauf. Bei auftretenden Problemen, wie beispielsweise Mundgeruch, müssen die Steine erneut beseitigt werden.

Man kann trotzdem vorbeugend handeln, damit die Tonsillensteine regelmäßig entfernt werden: Beim täglichen Zähneputzen können die Mandeln ebenso gebürstet werden. Das sollte auf sanfte Weise geschehen, um die Mandeln nicht zu reizen. Eine weitere Option ist die Reinigung mittels Munddusche und zwar mit leichtem Druck.

Mandelsteine bestehen unter anderem aus Nahrungsresten. Um die Bildung der Steine zu reduzieren, ist eine gute Mundhygiene Voraussetzung. Nach jeder Mahlzeit sollten die Zähne gründlich geputzt werden. Anschließend ist es ratsam, mit einem Mundwasser zu gurgeln. Weiter unten werden weitere Mundspülungen empfohlen, die bei Mandelsteinen sowie zur Vorbeugung hilfreich sind.

Sollte man die Mandeln entfernen?

Früher wurde eine Tonsillektomie (Entfernung der Gaumenmandeln) häufig und oft vorschnell vorgenommen. Es war schon fast normal, dass man als Kind die Mandeln entfernt bekam. Diese Zeiten sind noch nicht allzu lange her und auch in den achtziger Jahren wurde noch häufig zu einer Tonsillektomie geraten – auch vorbeugend.

Heute ist man vorsichtiger und entfernt die Mandeln nur noch, wenn es tatsächlich notwendig ist.

Für die Entwicklung der Immunkompetenz spielen die Mandeln bis zum Alter von zwölf Jahren eine besonders wichtige Rolle. Beim erwachsenen Menschen ist das Abwehrsystem normalerweise ausgereift und somit könnte man ohne Mandeln auskommen.

Mandeln spielen zwar vor allem bei Kindern eine große Rolle für das Immunsystem, aber auch im Erwachsenenalter haben die Mandeln eine wichtige Funktion als Teil des Abwehrsystems. Weil Krankheitserreger in den meisten Fällen durch den Nasen-Rachen-Raum in den Körper gelangen, findet dort auch die erste Abwehr statt. Außerdem erhalten andere Immunorgane eine Meldung der Immunzellen der Mandeln, sobald Pilze, Bakterien oder Viren den Rachenraum passiert haben. Die Mandeln übernehmen also nicht nur eine Abwehrfunktion, sondern sie warnen auch andere Immunorgane frühzeitig vor.

Allerdings schrumpfen die Gaumenmandeln mit zunehmendem Alter und sind dann nicht mehr so aktiv, wie in jungen Jahren.

Die Relevanz der Gaumenmandeln im Erwachsenenalter ist bis heute nicht vollständig geklärt und bedarf weiterer Forschungsarbeiten.

Bei verschiedenen Voraussetzungen kann die Mandelentfernung sinnvoll sein. Chronische Mandelentzündungen oder Atmungsprobleme aufgrund stark vergrößerter Mandeln sind Beispiele für eine notwendige Tonsillektomie.

Im Fall von Mandelsteinen kann eine Mandelentfernung in Erwägung gezogen werden, wenn Betroffene wiederkehrende Probleme haben oder unter Schmerzen leiden. Ob die Tonsillektomie sinnvoll ist, sollte letztlich der zu behandelnde Arzt entscheiden.

Hausmittel

Oft helfen bereits einfache Hausmittel, um Mandelsteine zu entfernen und gegen Mundgeruch vorzugehen. Wie oben bereits erwähnt lassen sich die Mandeln vorsichtig mit Munddusche oder Zahnbürste reinigen. Folgend stellen wir einige Hausmittel vor, die eine Hilfe darstellen können.

  • Regelmäßig mit Salzwasser gurgeln
    Damit weniger Tonsillensteine produziert werden, kann das Gurgeln mit Salzwasser hilfreich sein. Salz wirkt nicht nur entzündungshemmend und antibakteriell, sondern zudem desinfizierend. Diese Methode ist besonders effektiv, wenn sie nach der Entfernung der Steine angewendet wird. Es hilft aber auch regelmäßig zu gurgeln und den Rachenraum mit dem Salzwasser auszuspülen. Dadurch lassen sich die Steine aus den Spalten der Mandeln lösen.
  • Rachenraum mit Kamille oder Salbei spülen
    Auch Salbeitee oder Kamillentee kann zum Gurgeln und Ausspülen verwendet werden. Beide Pflanzen wirken antibakteriell.
  • Mit Lebensmitteln Mandelsteinproduktion reduzieren
    Ingwer, Honig, Knoblauch und Zwiebeln wirken entzündungshemmend und antibakteriell. Diese Lebensmittel reduzieren die Bildung von Mandelsteinen und können auf recht einfache Weise in den täglichen Speiseplan integriert werden. Durch das Kauen von harten Nahrungsmitteln wie Karotten können die Mandelsteine sich ebenfalls besser lösen. Beim Kauen spannen sich die Gaumenmuskeln an und durch diese massierenden Bewegungen werden die Tonsillensteine aus den Krypten gelöst.
  • Mundspülung aus Zitronensaft
    Aus dem Saft einer frisch gepressten Zitrone, etwas Salz und Wasser lässt sich eine gute Mundspülung herstellen, die Mandelsteine aus den Krypten lösen kann. Der Zitronensaft und das Salz werden in warmes Wasser gegeben. Diese Mischung wird gut umgerührt und zum kräftigen Gurgeln genutzt.
  • Mit Apfelessig gurgeln
    Auch Apfelessig kann zum Gurgeln verwendet werden. Wie bei der Zitronenlösung wirkt hier die Säure: Dadurch sollen die Steine sich leichter lockern und aus den Krypten herauslösen. Für diese Mundspülung gibt man einen Esslöffel Essig in ein großes Glas Wasser.

Diese Hausmittel können vorbeugend angewendet werden. Bei bestehenden Problemen mit Mandelsteine sollte mit dem Mundspülungen mehrmals täglich gegurgelt und der Rachenraum kräftig ausgespült werden.

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Zuletzt aktualisiert
Autoren
Quellen
  • https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3920671/ (Abruf: 06.11.2019)
  • https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15243480 (Abruf: 06.11.2019)
  • https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16859950 (Abruf: 06.11.2019)
  • https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3852777/ (Abruf: 06.11.2019)
  • https://my.clevelandclinic.org/health/treatments/15605-tonsillectomy (Abruf: 06.11.2019)
  • https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3183659/ (Abruf: 06.11.2019)
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