Beckenschiefstand

Nicht immer verursacht ein Beckenschiefstand Beschwerden. Bei einem stark ausgeprägten Beckenschiefstand kommt es jedoch oftmals zu Schmerzen im Rücken, Nacken, Knie, Kopf oder sogar zu Zahnschmerzen.

Das Becken stellt die Verbindung von Wirbelsäule und Beinen dar und ist für die Körperhaltung von Bedeutung. Im Normalfall ist das Becken waagerecht  positioniert. Ist die Position des Beckens nur leicht schief, treten selten Probleme auf. Doch je ausgeprägter der Schiefstand des Beckens ist, desto eher entwickeln sich im Laufe der Zeit Beschwerden.

Ursachen

Meistens wird ein Beckenschiefstand durch verspannte Rückenmuskulatur, Muskeldysbalancen oder durch Beinlängendifferenzen verursacht.

Es wird in strukturellem und funktionellem Beckenschiefstand unterschieden:

Bei einem strukturellen Beckenschiefstand in ein Bein länger als das andere. Im Stehen kippt dadurch das Becken zur Seite. Die meisten Menschen haben ungleich lange Beine. Der daraus resultierte Beckenschiefstand ist aber in den häufigsten Fällen nur minimal. Ist aber ein Bein um Zentimeter länger als das andere, treten häufig Beschwerden durch den Beckenschiefstand auf.

Bei einem funktionellen Beckenschiefstand gerät das Becken in die Schieflage, weil die Muskeln einseitig trainiert wurden oder eine muskuläre Verspannung vorliegt. Die Beine sind aber gleich lang.

Mangelnde Bewegung, überwiegend sitzende Tätigkeiten und eine einseitige Belastung des Körpers führen dazu, dass die Muskulatur mangelhaft oder ungleichmäßig trainiert wird. Daraus können sich im Laufe der Zeit Muskeldysbalancen bilden und es kommt mitunter zu Haltungsschwächen, zu denen der Beckenschiefstand gehört.

Ebenso können sich die Muskeln verspannen, wenn sich zu wenig bewegt wird oder  eine falsche Körperhaltung bei einer überwiegend sitzenden Tätigkeit eingenommen wird. Verspannte Muskeln verkürzen sich und wenn die Muskeln im Gesäß und Rücken auf einer Seite verspannt sind, kann sich die Position des Beckens verschieben.

Oftmals kommt ein vorübergehender Beckenschiefstand bei jungen Menschen vor, da die Knochen nicht gleich schnell wachsen. Somit kann kurzfristig ein Bein länger als das andere sein. Dieser Unterschied gleicht sich jedoch im weiteren Verlauf der Wachstumsphase wieder aus.

Auch eine Wirbelsäulenverkrümmung (Skoliose) kommt als Ursache für einen Beckenschiefstand in Frage. Die Skoliose kann aber auch durch den Beckenschiefstand verursacht werden.

Symptome

Der Rücken versucht den Schiefstand des Beckens auszugleichen. Dabei kommt es zu einer Verkrümmung der Wirbelsäule (Skoliose), die je nach Stärke des Beckenschiefstands unterschiedlich ausgeprägt ist. Diese  Skoliose und ebenso der Beckenschiefstand sind zu Beginn nicht mit Schmerzen verbunden. Im Laufe der Zeit kommt es jedoch oftmals zu Rückenbeschwerden, vor allem wenn man länger steht oder sitzt.

Zudem können folgende Symptome durch den Schiefstand des Beckens auftreten:

  • Nackenschmerzen
  • Schulterschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Schmerzen an den Fußgelenken und Kniegelenken

Diagnose

Für die Diagnose tastet der Arzt die Wirbelsäule und die Beckenknochen ab. Zudem schaut er sich das Becken beim stehenden Patienten an, sodass er die Höhen der Beckenknochen vergleichen kann.

Möglich ist eine Röntgenuntersuchung, sodass erkannt werden kann, ob eine Beinlängendifferenz die Ursache für den Schiefstand des Beckens ist.

Zur Ermittlung des genauen Beckenschiefstands kann die 3D-Wirbelsäulenmessung angewandt werden.

Behandlung

Handelt es sich um einen leichten Beckenschiefstand, kann der Körper in der Regel diesen Schiefstand ausgleichen. Wird jedoch dabei die Wirbelsäule zu stark gekrümmt oder  treten Beschwerden auf, ist eine Behandlung empfehlenswert.

Bei einem funktionellen Beckenschiefstand wird oftmals Krankengymnastik empfohlen. Die Übungen dienen der Stärkung der Rückenmuskulatur, der Förderung einer aufrechten, gesunden Körperhaltung und dem Ausgleichen von Muskeldysbalancen. Diese speziellen Übungen können auch Zuhause durchgeführt werden.

Gegen Muskelverspannungen sind zudem Massagen sowie progressive Muskelentspannung, Yoga oder andere Entspannungsverfahren wirksam.

Bei einem strukturellen Beckenschiefstand kann die Differenz der Beinlängen mit einer speziellen Schuheinlage ausgeglichen werden. Bei einer Differenz von einem bis drei Zentimeter kann der Schuhabsatz erhöht werden oder man erhöht die komplette Sohle des Schuhs.

Ist ein Bein über drei Zentimeter kürzer als das andere oder kann die Schuhsohle aufgrund der Ästhetik nicht deutlich erhöht werden, kann eine operative Beinverlängerung infrage kommen. Diese Maßnahme ist allerdings langwierig und kann einige Jahre andauern – je nachdem wie ausgeprägt die Beinlängendifferenz ist.

Verlauf

Der Verlauf eines Beckenschiefstands ist von der Ausprägung der Fehlstellung und von der Ursache abhängig. Bei Kindern reguliert sich eine leichte Beinlängendifferenz im Laufe der Zeit von alleine. Bei ihnen ist diese Differenz der Beinlängen nicht selten, da die Knochen in unterschiedlichem Tempo wachsen.

Wird der Beckenschiefstand bei Erwachsenen durch eine Beinlängendifferenz verursacht, kann dies häufig mit einer Sohlenerhöhung oder Ferseneinlage ausgeglichen werden.

Ein durch muskuläre Verspannung verursachter Beckenschiefstand lässt sich mit Entspannungstechniken und Muskel stärkenden Übungen gut therapieren. Sobald die Dysbalance in den Muskeln ausgeglichen wird, geht das Becken in seine waagerechte Haltung zurück.

Vorbeugende Maßnahmen

Ein funktioneller Beckenschiefstand lässt sich mit einer aufrechten Körperhaltung, regelmäßiger Bewegung und Rückentraining vorbeugen. Muskelverspannungen treten auch durch Stress und zu wenige Erholungszeiten auf. Deshalb sollten die Stress auslösenden Faktoren erkannt werden, um entsprechende Veränderungen umsetzen zu können. Wird nicht für die innere Entspannung gesorgt, sind die anderen Maßnahmen nur halbwegs wirksam, da es immer wieder zur Anspannung kommt.

Veröffentlichung
Zuletzt aktualisiert
Autoren
Quellen
  • von Laer, L., Kraus, R., Linhart, W.E.: Frakturen und Luxationen im Wachstumsalter. Thieme, Stuttgart 2012
  • Larsen, C., Miescher, B.: Vitales Becken. TRIAS Verlag, Stuttgart 2010
  • Wydra, G., Heckmann, M.: Beweglichkeitsunterschiede in Abhängigkeit von anatomischen Seitigkeitsunterschieden. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, Vol. 58
  • https://d-nb.info/1017643350/34 (Abruf: 30.03.2019)
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