Gallensteine

Von Gallensteinen sind mehr Frauen als Männer betroffen. Allerdings merken die meisten Betroffenen nichts von den Gallensteinen. Das Risiko an Gallensteinen zu erkranken steigt mit dem Alter. Diese kristallartigen festen Ablagerungen können sich dann bilden, wenn das Verhältnis der Stoffe der Gallenflüssigkeit nicht stimmt.

Ursachen

Die Bestandteile der Gallenflüssigkeit können verklumpen, wenn diese Stoffe aus dem Gleichgewicht geraten. Dann bilden sich kristallartige und feste Ablagerungen, die man als Gallensteine bezeichnet. Folgende Ursachen kommen für die Entstehung des Ungleichgewichts in Frage:

  • In den meisten Fällen enthält die Gallensäure ein Übermaß an Cholesterin, welches verklumpt. Als Folge entstehen Cholesterinsteine (helle Gallensteine). Ebenso kann zu wenig Gallensäure zur Bildung von Cholesterinsteinen führen.
  • Ist zu viel Bilirubin in der Gallensäure enthalten, können sich schwarze, sehr harte und kleine Steine bilden (Pigmentsteine).
  • Kommt es zur Verkalkung der Pigmentsteine und Cholesterinsteine, bilden sich Mischsteine.

In den überwiegenden Fällen handelt es sich um Cholesterinsteine. Unklar ist bisher die genaue Ursache für die Verklumpung und Gallensteinbildung. Es gibt jedoch sechs Faktoren, die das Risiko für eine Cholelithiasis (Gallensteinleiden) erhöhen. Diese Faktoren werden als „6F-Regel“ bezeichnet:

  1. Female
  2. Forty
  3. Fertile
  4. Fat
  5. Fair
  6. Family

Female: Es sind mehr Frauen als Männer von Gallensteinen betroffen. Möglicherweise könnte die Östrogeneinnahme (Antibabypille und Hormonbehandlung in den Wechseljahren) für das erhöhte Risiko bei Frauen eine Rolle spielen.

Forty: Ab dem vierzigsten Lebensjahr erhöht sich das Risiko für Cholelithiasis.

Fertile: Das Risiko steigt mit jeder Schwangerschaft an.

Fat: Das Risiko für Gallenleiden wird durch Übergewicht stark erhöht.

Fair: Nordische Typen (helles Haar) sind öfter von Gallensteinen betroffen

Family: In einigen Familien treten Gallenleiden gehäuft auf. So kann die Entstehung von Cholesterinsteinen durch verschiedene Genveränderungen begünstigt werden. Auch genetisch bedingte Fettstoffwechselstörungen können das Risiko für Gallensteine erhöhen.

Weitere mögliche Ursachen:

  • Cholesterinreiche Ernährung
  • Ballaststoffarme Ernährung
  • Sehr kalorienarme Ernährung
  • Zu schnelle Gewichtsabnahme
  • Stoffwechselkrankheiten (z.B. Hypertriglyceridämie oder Diabetes mellitus)
  • Entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn
  • Manche Lebererkrankungen
  • Häufige Gallenweginfektionen

In seltenen Fällen sind Medikamente für die Bildung von Gallensteinen verantwortlich.

Symptome

Die meisten Betroffenen haben überhaupt keine Beschwerden. Wenn Beschwerden auftreten, können zunächst eher unspezifische Symptome zu den ersten Anzeichen gehören:

  • Druckgefühl und/ oder Schmerzen im rechten Bereich des Oberbauchs
  • Völlegefühl
  • Blähungen
  • Übelkeit

Bei vielen Betroffenen kommt es zudem zu einer Unverträglichkeit von manchen Speisen. Oft handelt es sich dabei um blähende Lebensmittel, gebratene Speisen oder Kaffee.

Diese ersten Anzeichen sind keine typischen Symptome für Gallensteine.

Meistens steht die Gallenkolik im Vordergrund, die als typisches Symptom von Cholelithiasis gilt.

Symptome bei Gallenkolik

Die Gallenblase zieht sich zusammen, wenn sie Gallenflüssigkeit in den Darm abgeben will. Wird dieser Weg von einem Gallenstein blockiert, kommt es zur Muskelkontraktion in der Gallenwegwand. Dadurch kommt es zu folgenden Beschwerden:

  • Unter dem Brustbein oder dem rechten Rippenbogen treten krampfartige Schmerzattacken auf, die sehr stark sind und wellenartig verlaufen können. Diese krampfartigen Schmerzen können zwischen fünfzehn Minuten und fünf Stunden andauern.
  • Oft strahlen die Schmerzen bis in die rechte Schulter oder in den Rücken aus.
  • Meistens werden die Schmerzattacken von Übelkeit, Erbrechen, Blähungen oder Aufstoßen begleitet.
Bei Symptomen der Gallenkolik muss unbedingt ein Arzt aufgesucht werden!

Betroffene einer Gallenkolik können eine Gelbsucht mit Fieber entwickeln. Dies  kann dann passieren, wenn sich der Gallenstein im Gallengang befindet, sodass sich der Gallenfarbstoff nur noch ungenügend abbaut. Es kommt dann zur Ablagerung des gelben Farbstoffes im Gewebe. Im Fall einer Gelbsucht sind das Weiße im Auge sowie die Haut gelb gefärbt. Der Stuhl ist hell gefärbt und der Urin hat eine dunkle Farbe.

Diagnose

Bei oben genannten unspezifischen Symptomen wird zunächst eine Anamnese durchgeführt. Hierbei wird der Arzt unter anderem die Frage stellen, ob Familienangehörige bereits Gallensteine hatten.

Handelt es sich um Gallensteine, treten meistens Schmerzen im rechten Oberbauch auf, sobald während der körperlichen Untersuchung der Bauch abgetastet wird.

Mittels Sonographie (Ultraschalluntersuchung) lassen sich Gallensteine am einfachsten diagnostizieren. Damit kann zudem eine mögliche Verdickung der Gallenblasenwand sowie eine Vergrößerung der Gallenblase erkannt werden.

Bei Verdacht auf Gallensteine im Gallenweg kann eine Blutuntersuchung erfolgen. Ebenso kann eine Computertomographie veranlasst werden, wenn andere Ursachen für die Beschwerden ausgeschlossen werden sollen.

Wurden Gallensteine im Gallengang vermutet, können unter Umständen weitere Untersuchungen notwendig werden, denn manchmal können Steine im Gallengang nicht per Ultraschall erkannt werden. In dem Fall kommen folgende weitere Methoden in Frage:

  • Endoskokpisch retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP) – Mittels Röntgenkontrastmittel können Gallensteine auf dem Röntgenbild sichtbar gemacht werden. Dazu wird ein Endoskop in den Mund und bis zum Zwölffingerdarm vorgeschoben. Dort mündet der Gallengang. Nun wird das Kontrastmittel in die Gallenwege gespritzt. Sind kleinere Steine erkennbar, können diese sofort entfernt werden. Ebenso können Gewebeproben entnommen werden.
  • Endosonographie (Ultraschall der Gallenblase) – Der Arzt fertigt eine Ultraschallaufnahme der Gallenblase an, wozu er ein Endkoskop zur Hilfe nimmt.
  • Magnetresonanz-Cholangiographie (MRC) – Darstellung der Gallengänge im Kernspintomograph

Gallenblase mit und ohne Gallensteinen

Behandlung

Bei Gallensteinen ohne Beschwerden ist meistens keine Behandlung nötig. Treten leichte Symptome auf, werden die Beschwerden mit krampflösenden oder schmerzstillenden Arzneimitteln gelindert.

Wenn es öfter zu Beschwerden kommt oder Komplikationen auftreten wird oftmals vom Arzt empfohlen, Gallensteine und Gallenblase entfernen zu lassen.

Eine Gallenblasenentfernung wird dann in Betracht gezogen, wenn sich die Gallensteine in der Gallenblase befinden.

Für die Entfernung der Gallensteine gibt es zwei nicht-operative Methoden:

  • Auflösung der Gallensteine durch Medikamente
  • Zertrümmern der Gallensteine mittels Stoßwellen

Bei beiden Methoden kommt es oftmals zu Rückfällen, zumal diese nicht-operativen Methoden nur dann möglich sind, wenn die Gallensteine nicht zu groß sind und ebenso nicht verkalkt sind.

Verlauf

Wie weiter oben beschrieben treten in den überwiegenden Fällen keine Beschwerden bei Gallensteinen auf. Kommt es zu Beschwerden, können die Gallensteine meistens leicht entfernt werden.

Nach einer Gallenkolik treten bei zwei Dritteln der Betroffenen wiederholt Koliken auf. In der Regel wird der Arzt die Gallenblasenentfernung vorschlagen. Allerdings können trotzdem Gallensteine entstehen, die sich dann in den Gallengängen entwickeln können.

Komplikationen bei Gallensteinen

Es kann zu Komplikationen kommen, wenn sich Gallensteine gebildet haben:

Cholezystitis (Gallenblasenentzündung)

Blockiert ein Gallenstein den Gallengang ist ein Abfließen der Gallenflüssigkeit in den Darm nicht mehr möglich. Die Folge ist ein Gallenstau, wodurch die Schleimhaut gereizt und die Gallenblasenwand überdehnt wird. Dadurch ist es für Bakterien leichter sich zu vermehren und diese  können Auslöser für eine Entzündung der Gallenblase sein.

Von dieser Entzündung können mitunter andere Organe sowie der gesamte Körper betroffen sein, sodass der Zustand lebensbedrohlich werden kann.

Cholangitis (akute Gallengangentzündung)

Blockiert ein Gallenstein den Gallengang, kann sich der Gallengang entzünden.

Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung)

Wenn ein Gallenstein den Hauptgallengang und den Ausgang der Bauchspeicheldrüse blockiert, kann dies zur Entzündung der Bauchspeicheldrüse führen.

Porzellangallenblase

Bei der sogenannten Porzellangallenblase handelt es sich um eine Verkalkung der Gallenblasenwand aufgrund häufiger Entzündungen der Gallenblase. Dadurch steigt das Risiko von Gallenblasenkrebs an.

Peritonitis (Bauchfellentzündung)

In seltenen Fällen kommt es zu einer Bauchfellentzündung, wenn die Gallensteine die Wand der Gallenblase durchbrechen und somit in die Bauchhöhle oder in den Dünndarm gelangen können.

Vorbeugende Maßnahmen

Die Bildung von Gallensteinen kann kaum verhindert werden. Man kann jedoch auf die Risikofaktoren Einfluss nehmen:

  • Vorbeugend sollte die Ernährung fettarm und ballaststoffreich sein
  • Regelmäßige Kontrolle der Blutfettwerte und des Cholesterins
  • Auf Normalgewicht achten
  • Keine Radikaldiäten durchführen und zu schnell Gewicht verlieren
Veröffentlichung
Zuletzt aktualisiert
Autoren
Quellen
  • https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/021-008.html (Abruf: 14.06.2019)
  • https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17690370 (Abruf: 14.06.2019)
  • Herold, G.: Innere Medizin, Selbstverlag, 2018
  • Müller, M., et al.: Chirurgie. Für Studium und Praxis. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2014
  • Baenkler, H.-W. et al.: Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 2015
  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Aktualisierte S3-Leitlinie zur Prävention, Diagnostik und Behandlung von Gallensteinen (Stand: 2017)
  • https://pdfs.semanticscholar.org/15fb/342c472ded79051ded8033188ae70a28a3f6.pdf (Abruf: 14.06.2019)
ICD CodesK80
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